Krise beutelt Halberstädter: Tochterfirma erneut insolvent.

Mitteldeutsche Zeitung | Von Steffen Höhne | Zum Artikel

Der Produktionsbetrieb des traditionsreichen Würstchen-Unternehmens ist erneut insolvent. Die Firmenführung sieht aber gute Chancen, die Sanierung aus eigener Kraft vorzunehmen.

Halberstadt | MZ - Bei der laufenden Sanierung des Traditionsunternehmens Halberstädter Würstchen gibt es einen Rückschlag: Bereits am 30. Dezember hat das Tochterunternehmen „Halberstädter Konserven GmbH" eine Insolvenz in Eigenverwaltung eröffnet. Das bestätigte der Verfahrensbevollmächtigte Nico Kämpfert von der Kanzlei INNOVATIS in Magdeburg der MZ.

Bei der insolventen Firma handelt es sich um einen wichtigen Produktionsbetrieb. "Der Absatz hat sich im vergangenen Jahr nicht so entwickelt, wie zunächst erwartet", sagte Kämpfert zu den Gründen für die Schieflage. Die Kunden würden sich bei ihren Einkäufen weiter zurückhalten. Zudem habe sich die Einführung neuer Produkte auf dieses Jahr verschoben. Betroffen bei der Tochterfirma sind etwa 30 Mitarbeiter. Der Geschäftsbetrieb laufe aber uneingeschränkt weiter, so Kämpfert.

Erfinder der Dosenwurst
Nach Angaben des Sanierungsexperten befindet sich die Firmengruppe Halberstädter Würstchen-und Konservenvertriebs GmbH mit mehr als 160 Mitarbeitern in einem Restrukturierungsprozess. "Es gibt für das Gesamtunternehmen eine positive Fortführungsprognose", bekräftigte Kämpfert. In anderen Unternehmensteilen sei eine Sanierung ohne Insolvenz möglich.

Bereits Ende 2023 war der Produktionsbetrieb des Unternehmens, der damals noch unter dem Namen Halko firmierte, insolvent. Teile der insolventen Halko wurden damals in die "Halberstädter Konserven GmbH" integriert. Die damals mehr als 50 Mitarbeiter wechselten in die Gesellschaft.

Seit mehr als 140 Jahren werden in Halberstadt Würstchen produziert. Der Unternehmer Friedrich Heine, der Erfinder des Dosenwürstchens, machte die Marke groß. Im Jahr 1913 galt "Halberstädter" als "größtes Fleischverarbeitungswerk Europas". Die Spezialität sind geräucherte Würstchen. Nach der Deutschen Einheit übernahm der Unternehmer Ulrich Nitsch den Traditionsbetrieb und sicherte so die Eigenständigkeit. Heute wird die Firma von Silke Erdmann-Nitsch geführt.

Die Produktpalette umfasst den Angaben zufolge rund 80 Erzeugnisse, zu denen neben Würstchen auch Suppen, Fertiggerichte, vegetarische Produkte und schweinefleischfreie Erzeugnisse gehören.

Wie viele andere Lebensmittelhersteller in Deutschland leidet Halberstädter unter den Auswirkungen der Energiekrise und der Inflation. Das führte bereits 2023 zur finanziellen Schieflage. Allein durch die Inflation verteuerten sich nach Firmenangaben Produkte 2022 um 20 Prozent, 2023 waren es nochmals bis zu zehn Prozent. Das Unternehmen hatte jedoch Probleme, die gestiegenen Kosten über höhere Preise weiterzugeben. Zu den Hintergründen der Insolvenz 2023 sagte Erdmann-Nitsch im Vorjahr der "Magdeburger Volksstimme": "Unter anderem gab es Abnahmeprobleme mit einem großen Kunden." Zwei Monate soll der Händler die Produkte aus dem Regal genommen haben.

Verkauf ist kein Thema
Trotz der erneuten Insolvenz sieht sich das Unternehmen weiter in der Lage, die Probleme selbst zu lösen. "Wir suchen keinen Investor, ein Verkauf ist nicht geplant", sagte Kämpfert. Durch die erneute Insolvenz soll die Entschuldung der "Halberstädter Konserven GmbH" möglich werden. "Entlassungen sind im gesamten Unternehmen aktuell kein Thema."

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