Baufirma im Kreis Stendal will mit Neustart aus der Krise.

Volksstimme | Von Andreas König

Das Bauunternehmen Lühmann aus Stendal hat Insolvenz in Eigenverantwortung beantragt. So will die Firma raus aus der Misere.


Das Bauunternehmen Lühmann in Stendal, Firmensitz in Tangermünde, hat Insolvenz in Eigenverantwortung beantragt.

Stendal - Lange Zeit hielt sich die Zahl der Insolvenzverfahren im Kreis Stendal in Grenzen. Doch die Einschläge kommen näher. Jetzt hat eine Baufirma die Notbremse gezogen.
Das Bauunternehmen Lühmann hat ein Insolvenzverfahren beantragt. Aber keines, bei dem ausschließlich ein Insolvenzverwalter das Sagen hätte, sondern eins in Eigenverantwortung. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die bisherige Geschäftsführung hat weiterhin das Sagen im Haus, sprich, sie darf über die Vermögenswerte und das Agieren der Firma bestimmen. Allerdings wird ihr ein Sachwalter zur Seite gestellt, der lediglich Überwachungsaufgaben wahrnimmt.

Firmensitz von Stendal nach Tangermünde verlegt
Geschäftsführer des Bauunternehmens Lühmann ist Stefan Blank, als Sachwalter fungiert Nico Kämpfert, Geschäftsführer der Firma Innovatis Restrukturierung. Bis vor ein paar Jahren war die Firma in Stendal ansässig, jetzt wird als Firmensitz Tangermünde angegeben. Das Betriebsgelände an der Arneburger Straße in Stendal ist allerdings noch immer mit dem Schriftzug Lühmann versehen.
Das Unternehmen hatte in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser errichtet, darunter das Commerzbank-Gebäude in Stendal, aber auch Seniorenheime, Kitas und ein Umspannwerk.

Firma hat Insolvenz selbst beantragt
Stefan Blank hat Fragen der Volksstimme zum laufenden Insolvenzverfahren beantwortet. Danach tritt „die Bauunternehmen Gerhard Lühmann GmbH … der herausfordernden Situation in der Baubranche proaktiv entgegen und wird sich im Rahmen eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung restrukturieren, um zukünftig noch stabiler sowie weiterhin zuverlässig agieren zu können“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Sinkende Nachfrage, hohe Zinsen, gestiegene Preise
Die Gesellschaft verfüge über „Kernkompetenzen im Hoch-, Tief- und Stahlbetonbau und agiert vorwiegend in der Altmark“, informiert Stefan Blank weiter. Doch auch der Heimatmarkt verzeichnete in letzter Zeit einen deutlich spürbaren Schwund. „Erhebliche Kostensteigerungen bei der Beschaffung von Rohstoffen und beim Personaleinsatz, verbunden mit einem signifikanten Nachfragerückgang, insbesondere aufgrund ansteigender Zinsen und Inflation, erschweren derzeit branchenübergreifend Kalkulationen sowie das Erzielen von nachhaltigen Erträgen“, sagt der Geschäftsführer.

Größte Belastung seien Corona-Kredite der KfW
Als größte Belastung hat Stefan Blank die Kredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ausgemacht: „Insbesondere der im Zweifel auch zwangsweise durchgesetzte Forderungsverzicht der Kreditanstalt für Wiederaufbau soll dazu beitragen, dass das Unternehmen finanziell wieder Luft zum Atmen gewinnt“, heißt es. „Die in der Corona-Zeit gewährten Kredite der KFW belasten derzeit eine Vielzahl mittelständischer Unternehmen. Der Insolvenzplan ist die perfekte Lösung, um sich von diesen Verbindlichkeiten kurzfristig und rechtssicher zu befreien“ skizziert Nico Kämpfert, Geschäftsführer der Firma Innovatis, eines der wesentlichen Ziele des Sanierungsverfahrens.

Ziel ist es, gestärkt aus der Insolvenz hervorzugehen
Trotz der widrigen Bedingungen setzt der Geschäftsführer darauf, dass sich die Gesellschaft „mit einer wirtschaftlichen als auch inhaltlichen Neuausrichtung fortan auf öffentliche und kommunale Bauprojekte konzentrieren“ kann.
„Der Restrukturierungsprozess soll Mitte des Jahres abgeschlossen sein“, versichert Geschäftsführer Stefan Blank. Mit der Umsetzung des Insolvenzplans, so lautet die Hoffnung, „erhält die Gesellschaft die Möglichkeit, die Unternehmensstrukturen an die Anforderungen des Marktes anzupassen und daraus gestärkt hervorzugehen.“
Der Geschäftsbetrieb wird uneingeschränkt fortgeführt, versichert Stefan Blank. Unter der bisher in einschlägigen Portalen vermerkten Telefonnummer war das Unternehmen nicht zu erreichen.

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